Die Schönfließer Dorfkirche
Die Schönfließer Dorfkirche ist eines der ältesten Gebäude im Landkreis Oberhavel. Sie wurde um 1230 als romanischer Quaderbau mit aufgehendem Feldsteinmauerwerk auf Veranlassung der Askanier errichtet. An der Außenwand des Ostgiebels ist die ursprüngliche Dreifenstergruppe noch teilweise erkennbar, an der Südwand Umrisse des romanischen Eingangsportals.
Das Dorf Schönfließ ist durch die Nennung des „Gerardus de Sconeflet“ (eine von mehreren überlieferten Schreibweisen) in einer Urkunde des Jahres 1270 belegt. Im Landbuch der Mark Brandenburg Kaiser Karls IV. aus dem Jahr 1375 [16] wird der Ort
Schoneflyt so beschrieben: „ ... sund 49 mansi, quorum plebanus habet 4, ecclesia 1, Herman hybede habet 4 ad curiam suam ... “ (... es besteht aus 49 Gebäuden, von denen 4 Bauern gehören, 1 der Kirche, Herman hybede hat 4 Gebäude in seiner Verwaltung ...)
Damals gab es bereits zwei Krüge („due taberne“), obwohl das Dorf an keiner Heerstraße lag. Nachweislich war 1541 Valentin Weihmanns als erster protestantischer Pfarrer in Schönfließ tätig. Die Namensangabe findet sich so im Visitationsprotokoll von 1541 [22].
Die Kirche war für die Anzahl der Dorfbewohner groß bemessen. Vielleicht diente sie damals in unsicheren Zeiten und bei Kriegsgefahren als Zuflucht- und Schutzraum für die Anwohner. Im 30jährigen Krieg verödete das Dorf durch Pest (um 1644) und Brand. Lediglich acht Bauernhöfe und sieben Kossätenhöfe waren 1660 nach einer erneuten Pestepidemie noch bewohnt. 1674 wurde durch Maximilian Friedrich v.Brösigke, verheiratet mit Elisabeth Sophia, geborene
v.Bredow, die Ausbesserung der Kirche begonnen und ein Turmknopf aufgesetzt. Die Kirche erfuhr, ohne die Grundform zu verändern, mehrfach Umbauten.
Pfarrer war von 1682 bis 1694 Joachim Ernst Francke, ihm folgte von 1695 bis 1704 Pfarrer Paul Frank [22 – mit Bezug auf Fischer]. Maximilian Diedrich v.Brösigke, ab 1688 Gutsherr, veranlaßte den großen barocken Umbau der Kirche.
Eine einheitliche barocke Ausstattung fand statt mit Altaraufsatz, Kanzel und Patronatsloge. Große Fenster wurden eingebrochen. Der Ostgiebel bekam die Zweifenstergruppe. Pfarrer Matthias Lüben (1705 - 1746) beteiligte sich maßgeblich. Diese erste barocke Umgestaltung mit neuer Ausmalung ist auf die Jahre 1709 - 1710 zu datieren. 1735 übernahm der General Wolff Adolph v.Pannwitz das Gut und damit auch das Kirchenpatronat. Er ließ 1739 die desolate Turmspitze abtragen und den Turmstumpf mit einem Bretterdach abdecken. 1757 veranlaßte er den Anbau einer Gruft an der Südseite der Kirche als
Erbbegräbnis für die Familie v.Pannwitz. 1760, im Siebenjährigen Krieg, wurden Dorf, Kirche und Rittergut durch russische Truppen geplündert. 1771 verlegte Friedrich Wilhelm v.Pannwitz († 1790) seinen Wohnsitz von Stolpe nach Schönfließ und entwickelte es zu einem Mustergut. Er erweiterte den Chor und ließ durch den Orgelbauer Marzanke aus Frankfurt/Oder eine neue Orgel mit barockem Orgelprospekt einbauen. Der Ostgiebel der Kirche bekam ein eisernes Johanniterkreuz und der Innenraum der Kirche die heute noch erhaltene Decke mit ihren Stuckprofilen. Diese zweite barocke Umgestaltung (1775 - 1796) prägt den Innenraum der Kirche bis heute maßgeblich.
1792 beschädigte ein Sturm den Kirchturm. Der Patron Albrecht Wilhelm v.Pannwitz veranlaßte, daß der Turmknopf nebst Fahne und Stern wieder aufgesetzt und 1795 das Turmdach mit Eichenschindeln gedeckt wurde [22 - mit Bezug auf Schmidt]. 1850 erhielt die Kirche ein neues Gestühl. Erst ab 1850 liegen zur Schönfließer Kirche ausführliche, insgesamt sechs Bauakten der Kirchgemeinde und des damaligen Kirchenbauamtes vor. 1874/1878 kam es unter Werner v.Veltheim, dem damaligen Gutsbesitzer von Schönfließ und Patron der Kirche, zum „Großen neuromanischen Westumbau“; der gelbe Ziegelturm und die sogenannte „Veltheimkapelle“ wurden errichtet. Im Zuge damit verbundener Grundsanierung erfolgten im Kirchen-Inneren Änderungen. [3].
Am 21. Oktober 1878 weihte Generalsuperintendent Brückner die Kirche wieder ein [2]. 1922 wurde eine Lichtanlage installiert und 1935 die Turmuhr instandgesetzt. Die Renovierung ab 1960 führte zum Ersatz etlicher Tragwerke, da das gesamte Holzinventar starken Wurmbefall zeigte.
Die vormals beschrifteten Seitenflächen aus der Zeit der zweiten barocken Ausgestaltung an Patronatsloge, Orgelempore, Kanzel und Kanzelaufgang wurden flächig übermalt. Das heute beeindruckende Farbspiel aus Blau, Weiß und Gold der Schnitzwerke an Altar und Kanzel stammt aus diesen Jahren. Es ersetzte die vormals dunkelbraune Bemalung mit Vergoldungen, die (1959) als „unangenehm und düster“ [7] empfunden wurde. Mit einem Festgottesdienst zum Erntedankfest 1961 durch den Generalsuperintendenten Führ wurde die Kirche wieder eingeweiht. Doch insbesondere im Dachbereich mehrten sich die Schäden.
Um 1970 stieß der Pfarrer für Schönfließ und Bergfelde, Herr Kleinke, bei seinen Bemühungen, den weiteren Verfall der Dorfkirche aufzuhalten, auf zunehmende Widerstände staatlicherseits. Jedoch durch Beschluß des Rates des Kreises Oranienburg vom 13.04.1977 gelangte die Kirche in die Kreisdenkmalsliste und stand somit als kultureller Besitz der Gesellschaft unter staatlichem Schutz.
Die gegenwärtige Etappe der Sanierung begann 1993 mit einer restauratorischen Voruntersuchung der Kirche durch die Restauratoren R. Hauswald und R. Windorf [8]. Nach den Sturmschäden des Jahres 2002 wurden 2003 - 2004 der Dachstuhl wieder hergestellt und das Dach mit neuen Ziegeln eingedeckt.
Anschließend (2004) erfolgte die Renovierung der „Veltheimkapelle“.
2010 wurde durch Fördermittel der Kirchturm denkmalsgerecht saniert.
Seit November 2014 kann der Turm (mit geringen Energiekosten) beleuchtet werden.
Auszug aus: Beschreibung der Dorfkirche Schönfließ (Gemeinde Mühlenbecker Land, Landkreis Oberhavel) veranlaßt von Gottfried Rieger (†),
erstellt von Hans-Dietrich Schneider (†), gestaltet von Reinhard Klaus - [zu erwerben beim Freundeskreis Schönfließ]